Isabelle Azoulay erzählt nicht nur die Geschichte einer unkonventionellen Liebe in einer politischen und gesellschaftlichen Umbruchzeit. Es ist auch ein Buch über den Wunsch nach Individualität und über die Angst, aus der Welt zu fallen.
Berlin, Anfang des 19. Jahrhunderts: Johann hat es durch Fleiß zu einem wohlhabenden Patissier gebracht, die höhere Gesellschaft kauft bei ihm ein. Das Leben in dieser höheren Gesellschaft ist für ihn nur ein Spiel mit Umgangsformen, um preußische Konventionen schert er sich nicht. In Lina findet Johann eine perfekte Verbündete: sie ist eine unabhängige Frau und ihrer Zeit weit voraus. Und da Lina Jüdin ist und nicht konvertieren will, leben beide in wilder Ehe glücklich zusammen. Doch Johann wird immer mehr von Schuldgefühlen geplagt: Als zwölfjähriger Junge war er, ohne sich zu verabschieden, vor der Armut und Enge seines Elternhauses im Engadin geflüchtet. Ein Lottogewinn ist nun der Auslöser für eine Reise an den Ort seiner Kindheit: Sils Maria. Es ist Johanns zweite Flucht diesmal vor dem Verlust der Erinnerung.
Isabelle Azoulay (geb. 1961) wuchs in Paris auf, studierte an der Sorbonne und in Frankfurt am Main Soziologie und lebt heute in Berlin. Sie veröffentlichte soziologische Studien u.a. Phantastische Abgründ. Die Gewalt in der sexuellen Phantasie von Frauen, Brandes & Apsel Verlag 1996. Ihr literarisches Debüt De Gaulle und ich erschien 2008 im Elfenbein Verlag.