Veranstaltungen

168 Beiträge

Orgelmann. Felix Nussbaum – Ein Malerleben

Schaevers
Galiani Berlin, 38 €

Der Autor Mark Schaevers im Gespräch mit Anne Sibylle Schwetter

Dienstag, 15. November 2016, 20 Uhr

In den 1930er Jahren ist der Maler Felix Nussbaum eine Berühmtheit der Berliner Kunstszene, mit 23 hat er seine erste Einzelausstellung in der Galerie Casper am Halleschen Ufer und Max Liebermann soll über ihn gesagt haben: „Der wird mal beinah so jut wie ick“. Mit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft muss er fliehen und lebt mit seiner Frau, der Malerin Felka Platek, im Exil – in Italien, in Frankreich und ab 1937 in Brüssel. Auch in der Illegalität malt Nussbaum weiter, es entstehen beeindruckende Bilder. Am 20. Juni 1944 werden die Eheleute von der Gestapo aufgespürt und nach Auschwitz deportiert.

Mark Schaevers Orgelmann erzählt die Lebensgeschichte des Malerpaars, sucht die Spuren des nach dem Krieg vergessenen Künstlers Nussbaum und dokumentiert die Geschichte der schwierigen Etablierung eines toten Malers in den internationalen Kunstbetrieb. Seit 1998 gibt es ein eigenes, von Daniel Liebeskind entworfenes Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück, auch das Jüdische Museum Frankfurt ist im Besitz einiger berühmter Nussbaum-Gemälde – die Bedeutung seines Werkes ist heute wieder anerkannt, von Felka Platek sind nur wenige Bilder überliefert.

Mark Schaevers ist Journalist und Autor. Er lebt in Brüssel und hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, u.a. in Zusammenarbeit mit Hugo Claus. 2015 veröffentlichte er ein Buch über den Sommer 1936 in Ostende: Oostende, de zomer van 1936: Irmgard Keun, Egon Erwin Kisch, Joseph Roth, Stefan Zweig aan de Belgische kust.

Anne Sibylle Schwetter, Kunsthistorikerin, ist seit über 10 Jahren wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin am Felix-Nussbaum-Haus Osnabrück.

Diese Veranstaltung wird gefördert von: Flandern & die Niederlande – Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2016.

Liebe, Kapitalismus, Online Dating

Kai Dröge und Olivier Voirol berichten von den Ergebnissen ihres Forschungsprojekts

Montag, 10. Oktober 2016, 20.00 Uhr

Prismen – Institut für Sozialforschung bei Marx & Co

Die affektiven Beziehungen in den digitalen Medien realisieren heute tatsächlich eine Art »Kapitalismus der Liebe«, einen Partnerschaftsmarkt, der extensive Selbstvermarktung fordert. Gleichzeitig aber hoffen die Nutzer_innen auf emotionale Verbindungen jenseits des bloß rationalen Kalküls. Hier aktualisiert sich eine Spannung, die für die Geschichte der modernen Gesellschaft insgesamt charakteristisch ist: Einerseits entwirft das moderne Liebesideal mit der Betonung von Intimität, Emotionalität und »Höchstpersönlichkeit« (Luhmann) eine Art Gegenwelt zum »kalten«, rationalen und unpersönlichen Tausch auf dem Markt. Andererseits ist die Liebe aber auch fester Bestandteil der kapitalistischen Gesellschaftsordnung, etwa in Gestalt des bürgerlichen Ehe- und Familienmodells.

Kai Dröge und Olivier Voirol haben die heutige Lebenswelt des Online Dating in einem breit angelegten Forschungsprojekt untersucht. Ihre Interviews mit Nutzer_innen zeigen, wie hier ökonomische Rationalisierungsprozesse greifen. Gleichzeitig ist aber auch im Netz das Versprechen einer Gegenwelt zur reinen Marktvergesellschaftung keineswegs vergessen. Interessanterweise sind es gerade diese,
dem Markt eigentlich äußeren Aspekte, die Online Dating erst zu einem so lukrativen Geschäft für die Anbieter machen.

Kai Dröge, Dr., ist assoziierter Wissenschaftler am Institut für Sozialforschung und Dozent und Modulleiter an der Hochschule Luzern. Er studierte Soziologie, Philosophie und Informatik in Siegen und Gießen und promovierte 2009 in Gießen. Er lehrt und forscht zur Soziologie des Ökonomischen, zu Kultur- und Mediensoziologie sowie zu Methoden der qualitativen Sozialforschung.

Olivier Voirol, Dr., ist assoziierter Wissenschaftler am Institut für Sozialforschung und Senior Lecturer an der Universität Lausanne. Er studierte Sozialwissenschaften in Lausanne, Frankfurt und Paris und promovierte 2005 in Paris. Er lehrt und forscht über Kritische Theorie, Anerkennungstheorie, Kulturindustrie, Kultur- und Kommunikationssoziologie sowie Internet- und Techniksoziologie.

 

Im Kampf gegen Nazideutschland. Die Berichte der Frankfurter Schule für den amerikanischen Geheimdienst 1943–1949

csm_9783593503455_890425dccb
Campus Verlag, 39,95 €

Hubertus Buchstein im Gespräch mit Christine Pries

Mittwoch, 13. Juli 2016, 20 Uhr

Prismen – Institut für Sozialforschung bei Marx & Co

Franz Neumann, Herbert Marcuse und Otto Kirchheimer, vom Nationalsozialismus zur Flucht gezwungen, stießen im Exil zum Institut für Sozialforschung, das seit 1934 in einem Gebäude der New Yorker Columbia University Asyl gefunden hatte. 1943 traten die drei so unterschiedlichen Gelehrten in den Dienst des Office of Strategic Services (OSS) ein, des Vorläufers der CIA.

In der Mitteleuropa-Sektion der Forschungs- und Analyseabteilung des OSS verfassten sie Berichte über das soziale, politische und ökonomische Leben in der NS-Diktatur, über Hitlers Kriegsstrategien und die Rolle des Antisemitismus in Nazideutschland. Entstanden sind hellsichtige Analysen, die sich zu einem komplexen Bild der neuartigen totalitären Herrschaftsordnung fügen. Darüber hinaus entwickeln die drei Mitarbeiter Pläne für den Wiederaufbau einer demokratischen und sozialistischen Gesellschaft nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs, und sie erkunden die juristischen Möglichkeiten, die für den nationalsozialistischen Terror Verantwortlichen strafrechtlich zu verfolgen.

Obgleich die ursprünglich anonymen Texte seit 40 Jahren zugänglich sind, wurden die Verfasser der meisten Berichte erst jetzt identifiziert. Im Frühjahr dieses Jahres sind die vom Historiker Raffaele Laudani edierten Dokumente in der Übersetzung von Christine Pries in der Schriftenreihe des IfS erschienen. Christine Pries moderiert das Gespräch mit dem Politikwissenschaftler Hubertus Buchstein.

Hubertus Buchstein, Dr. phil., ist Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Ernst Moritz Arndt Universität Greifswald. Er leitet die Edition der Gesammelten Schriften von Otto Kirchheimer. Hubertus Buchstein ist Verfasser u. a. von Demokratie und Lotterie. Das Los als politisches Entscheidungsinstrument von der Antike bis zur EU. Frankfurt a. M. / New York, Campus 2009. Jüngst ist von ihm erschienen Typen moderner Demokratietheorien – Überblick und Sortierungsvorschlag. Wiesbaden 2016, Springer VS, 9,99 €

Christine Pries, Dr. phil., ist Philosophin, Publizistin und Übersetzerin. Für ihre Übersetzung von Luc Boltanskis Rätsel und Komplotte – Kriminalliteratur, Paranoia, moderne Gesellschaft wurde sie 2013 mit dem Raymond-Aron-Preis ausgezeichnet.

 

Siegerkunst – Neuer Adel, teure Lust. Wolfgang Ullrich im Gespräch mit Heinz Drügh

9783803136602
Wagenbach Verlag, 2016, € 16,90

Mittwoch, 29. Juni 2016, 20 Uhr

Siegerkunst ist Kunst für Sieger 
Mein Auto, mein Haus, mein Picasso 
Was hat das noch mit Kunst zu tun?

Wolfgang Ullrich, bekannt als Autor zahlreicher Bücher zur Bildästhetik und durch seine Kolumne im Kunstmagazin art, widmet sich in seiner neuesten Publikation Siegerkunst, Neuer Adel, teure Lust einem Phänomen auf dem Kunstmarkt, das die Moderne mit ihrer zentralen Auffassung einer autonomen Kunst für überwunden gehalten hatte: Dass Kunst wie in feudalen Zeiten für den privaten Besitz und nicht für die Öffentlichkeit sei.

Vor 30 Jahren boomten die Museumsbauten, Frankfurt erhielt ein ganzes Museumsufer. Heute stellt sich die Frage, ob sich die Museen ihre Bilder überhaupt noch leisten können. 2011 scheiterte das Städel bei dem Versuch, die Darmstädter Madonna von Holbein zu ersteigern. Der Schraubenhersteller Würth erwarb sie für geschätzte 50 Millionen Euro. Zahlreiche Bilder verschwinden in den Schlafzimmern der Reichen: Baselitz, Richter, Horn, Vo, Immendorf, Koons.

Wie beeinflusst dieser neue Markt die Kunst? Lässt sie sich überhaupt noch als selbstbestimmt denken? Oder bedient sie heute nurmehr den Geschmack der Erfolgreichen und Mächtigen?

Wolfgang Ullrich diskutiert mit Heinz Drügh über den Wert von Kunst in der Konsumgesellschaft, den Auftrag von Museen, den Sinn des Gesetzes zum Schutz von Kulturgut und den Kunstbetrieb.

Wolfgang Ullrich war von 2006 bis 2015 Professor für Kulturwissenschaft und Medientheorie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.

Heinz Drügh ist Professor für Literatur und Ästhetik an der Goethe-Universität. Ästhetik des Supermarkts ist seine letzte Publikation.

 

Michael Eberth und Oliver Reese im Gespräch mit Karlheinz Braun

EberthCover
Alexander Verlag, 24,90 €

Donnerstag, 2. Juni 2016, 20 Uhr

Buchvorstellung – Einheit. Berliner Theatertagebücher 91-96

Michael Eberth erzählt in seinen „Berliner Theatertagebüchern“ den komplizierten Prozess der Wiedervereinigung am Beispiel des Deutschen Theaters Berlin, dem ehemaligen Staatstheater der DDR, in der Nachwendezeit.
1990 folgte Eberth dem Ruf Thomas Langhoffs als Chefdramaturg an das Deutsche Theater. Langhoff, mit dem Eberth eine langjährige Arbeitsbeziehung verband, entschied sich bewusst für einen „Westdramaturgen“. Eberth war gespannt auf das Neue – und stieß auf menschlich, organisatorisch und vor allem künstlerisch fremde Strukturen, die ihn an den Rand der Verzweiflung brachten.

Eberths Tagebücher sind ein außergewöhnliches Dokument über die Schwierigkeiten der Wiedervereinigung auf dem Boden des Deutschen Theaters. Sie sind ein theatergeschichtliches Zeitzeugnis und geben teils haarsträubende Einblicke hinter die Kulissen des von Eitelkeiten und Wahn durchdrungenen Kunst- und Politikbetriebs der neuen Hauptstadt. Sie sind ein leidenschaftliches Plädoyer für eine alte und vermeintlich unzeitgemäße Kunst.

Michael Eberth, geb. 1943, war Dramaturg an Theatern in Berlin, Frankfurt, Hamburg, München, Wien und arbeitete mit Regisseuren wie Andrea Breth, Jürgen Gosch, Sebastian Hartmann, Alexander Lang, Thomas Langhoff, Claus Peymann und Stefan Pucher. Er hatte Gastprofessuren und Lehraufträge im In- und Ausland. Eberth lebt als Autor und Übersetzer in Berlin.

Oliver Reese, geb. 1964, ist Intendant des Frankfurter Schauspiels. Er war Dramaturg in München, Ulm und von 1994 bis 2001 Chefdramaturg am Maxim Gorki Theater Berlin, danach Chefdramaturg am Deutschen Theater Berlin, wo er u.a. mit Hans Neuenfels, Robert Wilson, Michael Thalheimer und Jürgen Gosch arbeitete. In der Spielzeit 2008/09 war er Intendant am Deutschen Theater.

Karlheinz Braun, geb. 1932.  Von 1959 bis1969 Leiter des Theaterverlags Suhrkamp, zugleich Sekretär der Deutschen Akademie der darstellenden Künste und (zusammen mit Peter Iden) Leiter der Frankfurter experimenta-Festivals 1-5. Mitgründer und Geschäftsführer des Verlages der Autoren 1969 bis 2003, von 1976 bis 1979 Geschäftsführender Direktor vom Schauspiel Frankfurt.

Buchbesprechung von Karl Heinz Braun: http://faustkultur.de/index.php?article_id=2407

 

Franz Mon zum 90. – Im Gespräch mit Sascha Michel

monmonmon»Wir haben Sprache, und sie hat uns.«

Dienstag, 3. Mai 2016, 20 Uhr

Was machen wir mit der Sprache, wenn wir sprechen und schreiben, uns artikulieren und lesen? Was macht die Sprache mit uns? Der in Frankfurt lebende Autor Franz Mon experimentiert schon seit den frühen 1950er Jahren mit Buchstaben und Worten und gehört damit zu den Grün­dern der konkreten Poesie und der experimentellen Literatur.

In seinen Gedichten, Hörspielen und Collagen macht er unsere Alltags­sprache spürbar, schafft »Wörter voller Worte«, raubt und verdreht ihren Sinn, bringt Wörter spielerisch zusammen, »die sich sonst nie kennengelernt hätten«. Wie bei jedem Spiel ist das alles nur möglich, weil es Regeln gibt. Zugleich aber führen uns Franz Mons (Er-)Findungen ins Offene und Überra­schende. Im Spiel mit den unendlichen Möglichkeiten der Sprache können wir erfahren, wie frei wir sind.

Anlässlich seines 90. Geburtstages und der aktuellen Publikation Sprache lebenslänglich, Gesammelte Essays laden wir Franz Mon, den »hoch­begabten Konstrukteur komischer Versuchsanordnungen«, zu einem Gespräch mit seinem Lektor Sascha Michel (S. Fischer Verlag) ein.

Franz Mon, Sprache lebenslänglich, Gesam­melte Essays, hrsg. von Michael Lentz, Fischer Verlag 2016, 656 S., € 24,99

 

Stoner – Ambivalenzen einer literarischen Sozialfigur

Westend-Cover-2-2015_iwJulika Griem, Axel Honneth und Frieder Vogelmann im Gespräch mit Juliane Rebentisch

Montag, 11. April 2016, 20 Uhr

Prismen – Institut für Sozialforschung bei Marx & Co

Romane oder Filme, die in Gehalt oder Form symptomatische Verhaltenszüge einer ganzen Epoche zu erkennen geben, verdienen es, auch von der Sozialforschung ernst genommen zu werden. Daher will sich WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung gelegentlich auch literarischen oder filmischen Kunstwerken zuwenden, die eine solche diagnostische Kraft auf besonders nachhaltige Weise entwickelt haben.

Den Auftakt machte das »Stichwort« zum Roman Stoner von John Williams mit Beiträgen von Barbara Carnevali, Julika Griem, Axel Honneth, Eva Illouz und Frieder Vogelmann.
Als das Buch vor 50 Jahren erschien, fand es wenig Aufmerksamkeit; erst im Zuge seiner posthumen Wiederveröffentlichung 2013 wurde es zu einem überwältigenden Publikumserfolg. Wer ist der Protagonist, der apathisch wirkende Collegeprofessor William Stoner? Sollen wir in ihm einen sperrigen, sich den narzisstischen Tendenzen der Zeit widersetzenden Charakter sehen? Einen selbstlosen, in die Sache versunkenen Menschen? Oder eher eine ihrer Gegenwart entfremdete, handlungsgehemmte Persönlichkeit? Und: Wie lassen sich der späte Erfolg und die Euphorie erklären, die die Wiederentdeckung des Buches begleitet hat?

Die Idee des Sozialismus – Axel Honneth im Gespräch mit Peter Wagner

Honneth
Suhrkamp 2015 22,95 €

Mittwoch, 10. Februar 2016, 20 Uhr

Prismen – Institut für Sozialforschung bei Marx & Co

Axel Honneths politisch-philosophischer Essay setzt mit einem irritierenden Befund ein: die Empörung über die sozialen und politischen Folgen des global entfesselten Kapitalismus ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig, aber dieser massenhaften Empörung fehlt ein normativer Richtungssinn und der Kritik kaum gelingt es kaum, Vorstellungen einer gesellschaftlichen Alternative jenseits des Kapitalismus zu entwickeln. Die Ideen des Sozialismus, die für mehr als 150 Jahre geschichtliche Orientierung zu geben vermochten, scheinen ihre Überzeugungskraft unwiderruflich verloren zu haben und für die Suche nach alternativen Lebensformen kein Anregungspotential mehr zu bieten. Weshalb? Und muss dem wirklich so sein? Gibt es in der reichen Ideengeschichte des Sozialismus nicht vielleicht doch Ansätze, die sich so rekonstruieren lassen, dass sie unseren historischen Erfahrungen angemessen sind und Wege zu einer Umgestaltung der entgrenzten Ökonomie anzeigen, die in den Normen von Freiheit und Solidarität – Axel Honneth spricht von »sozialer Freiheit« – ihre Grundlage hat?

Axel Honneth ist Direktor des Instituts für Sozialforschung, Jack C. Weinstein Professor of the Humanities an der Columbia University, New York, sowie Senior Professor für Sozialphilosophie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Veröffentlichungen u.a.:  Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte (Suhrkamp 1992); Das Recht der Freiheit. Grundriß einer demokratischen Sittlichkeit (Suhrkamp 2011).
Die Idee des Sozialismus. Versuch einer Aktualisierung (Suhrkamp 2015) wurde mit dem Bruno-Kreisky-Preis für das Politische Buch 2015 ausgezeichnet.

Peter Wagner ist ICREA Forschungsprofessor am Institut für Soziologische Theorie, Rechtsphilosophie und Methodologie der Sozialwissenschaften an der Universität von Barcelona; am Institut für Sozialforschung ist er Mitglied des Internationalen Wissenschaftlichen Beirats. In diesen Tagen ist von ihm erschienen: Progress. A Reconstruction (Polity Press 2016). Veröffentlichungen in Deutsch sind unter anderem Moderne als Erfahrung und Interpretation. Eine neue Soziologie zur Moderne (UVK 2009) und Soziologie der Moderne. Freiheit und Disziplin (Campus 1995).

Adventslesung für Kinder

Samstag, 5.12. um 16 Uhr

Wir laden Sie herzlich ein zu unserer

Adventslesung für Kinder zwischen 4 & 8 Jahren

Weißt Du noch, wie es letztes Jahr war? „Wir lagen auf Deinem Bett und starrten an die Decke und warteten auf das Christkind … Es war still geworden draußen und in unserem Haus … und überall roch es, wie es sonst nie riecht: Tanne, Kerzen, Plätzchen …“

Noch ist es nicht soweit, aber es ist schon fast der zweite Advent. Dringend Zeit, sich gemütlich in unserer Buchhandlung zur diesjährigen Adventslesung für Kinder zu treffen. Es gibt so viele Geschichten zu erzählen: Vom Rentier Rudolf, der den Schlitten vom Weihnachtsmann zieht, vom Schnee, der sich so leise auf Bäume und Autos legt, und von Zwiebelchen. Wer ist Zwiebelchen? Das verraten wir am kommenden Samstag (5. Dezember) um 16 Uhr.

Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie mit Ihren Kindern, Enkelkindern oder auch anderen Kindern zu uns kommen. Vielleicht finden Sie parallel zur Lesung sogar schon die ersten Weihnachstgschenke bei uns.

Kämpfe um europäische Migrationspolitik – Sonja Buckel und Jens Wissel im Gespräch

Montag, 30. November 2015, 20 Uhr

Prismen – Institut für Sozialforschung bei Marx & Co

Die Europäische Union ist kein neuer Staat. Sie ist fragmentiert, umkämpft, voll innerer Widersprüche. In wenigen Politikfeldern wird dies so deutlich wie im Bereich des europäischen Grenzregimes. Die gegenwärtigen Auseinandersetzungen um die Aufnahme von Flüchtenden nach Europa führen dies drastisch vor Augen. Sonja Buckel und Jens Wissel diskutieren die Ergebnisse einer intensiven vierjährigen Forschungsarbeit am Institut für Sozialforschung. Ausgehend von aktuellen Debatten materialistischer Staatstheorie und kritischer Europaforschung wurden in dem Forschungsverbund die Kämpfe um europäische Migrationspolitik untersucht. Im Mittelpunkt standen dabei einerseits zentrale Projekte der EU (Blue Card, Frontex , Dublin-Verordnung, Unionsbürgerschaft), andererseits Konflikte in Deutschland, Spanien und Großbritannien sowie auf europäischer Ebene. Die beiden Autor_innen werden veranschaulichen, vor welchen Schwierigkeiten die Forschungsarbeiten standen und wie ihre Studien den Hintergrund der aktuellen Konflikte beleuchten können.

Sonja Buckel, Dr. phil., ist Professorin für Politische Theorie an der Universität Kassel und assoziiertes Mitglied des Instituts für Sozialforschung. Sie studierte an der Goethe-Universität Frankfurt Politik- und Rechtswissenschaft und promovierte 2006 zur Rekonstruktion einer materialistischen Rechtstheorie. Sie ist Mitherausgeberin der Zeitschrift Kritische Justiz.
Jens Wissel, Dr. phil., ist Privatdozent am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel und Gastwissenschaftler am Institut für Sozialforschung. Er studierte an der Goethe-Universität Frankfurt Politikwissenschaften sowie Soziologie und Philosophie und promovierte 2006 zur Transnationalisierung von Herrschaftsverhältnissen. Seine Habilitation »Staatsprojekt Europa – Grundzüge einer materialistischen Theorie der Europäischen Union« ist soeben als Buch erschienen.

Aus dem am Institut für Sozialforschung von 2009–2013 durchgeführten, von der DFG geförderten Forschungsprojekt zur Europäischen Migrationspolitik sind unter anderem die folgenden Bücher hervorgegangen:

migrationspolitik
Forschungsgruppe »Staatsprojekt Europa« (Hg.): Kämpfe um Migrationspolitik. Theorie, Methoden und Analysen kritischer Europaforschung. Bielefeld: transcript 2014
buckel
Sonja Buckel: »Welcome to Europe« – Die Grenzen des europäischen Migrationsrechts. Bielefeld: transcript 2013
wissel
Jens Wissel: Staatsprojekt Europa. Grundzüge einer materialistischen Theorie der Europäischen Union. Münster: Verlag Westfälisches Dampfboot 2015

 

 

 

Lesung & Gespräch – Shījīng 詩經 – Das altchinesische Buch der Lieder

Montag, 16. November 2015, 20 Uhr

Zur neu erschienenen Gesamtübersetzung mit Rainald Simon und Manfred Dahmer

978-3-15-010865-9
Reclam Verlag – Leinen, Fadenheftung, 856 Seiten, 49.95 €

Das Schijing – das altchinesische Buch der Lieder – ist die älteste Gedichtsammlung Chinas und eines der fünf kanonischen Werke, die laut Überlieferung von Konfuzius zusammengestellt wurden. Die Gedichte aus dem 11. bis 7. Jahrhundert v.Chr. gehören mit Homers Epen zu den ältesten literarischen Zeugnissen der Menschheitund bilden über zwei Jahrtausende hinweg die wichtigste Grundlage für die chinesische Lyrik.

Die 305 Liedtexte gliedern sich in Volkslieder (國風guófēng), Kleine und Große Rituallieder (雅yǎ) sowie 40 Preislieder (頌sòng), die dem heutigen Leser einen überraschend lebendigen kulturhistorischen Eindruck der von konfuzianischen Riten geprägten Gesellschaft der Zhōu-Dynastie liefern. Der vor allem in den „Volksliedern“ bisweilen sozialkritische Ton führt uns das Leben der Menschen aus der Bronzezeit vor Augen: Die bäuerliche Welt und die korrupten Beamten ebenso wie das ausschweifende Leben des Adels und die chinesische Kochkunst. Bis heute finden sich in chinesischen Redensarten einige Verse aus dem Buch der Lieder.

Die Neuübersetzung von Rainald Simon ist die erste deutsche Gesamtübersetzung des Buchs der Lieder seit Victor von Strauß’ gereimter Fassung von 1880.

Rainald Simon studierte Sinologie, Politologie, Ostasiatische Kulturwissenschaften und Vietnamistik in Frankfurt am Main und Shanghai; 1982 promovierte er über die frühen Lieder des Su Dongpo. Er arbeitete als Dozent für Chinesisch, ist seit über zwanzig Jahren als Übersetzer tätig und hat zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten zur chinesischen Kulturgeschichte vorgelegt.

Manfred Dahmer studierte Musik, Sinologie und Musikwissenschaft in Frankfurt am Main und promovierte über alte chinesische Musik. Beim Hessischen Rundfunk war er für Klassische und außereuropäische Musik zuständig, arbeitete als Lehrer für die Musikschule Frankfurt und veranstaltet mit der Griffbrettzither Gesprächskonzerte.