Geistig-moralische Wende – Die Erschöpfung des deutschen Konservatismus

Buchvorstellung und Gespräch mit Thomas Biebricher

Moderation: Martin Saar

Donnerstag, 21. März 2019, 20 Uhr

Nach insgesamt 13 Jahren großer Koalition wird klar, dass sich neben der Sozialdemokratie auch der Konservatismus und seine traditionelle politische Heimat, die CDU, in einer tiefen Identitätskrise befinden. Das zeigen nicht zuletzt das Aufkommen der AfD, ministeriale Revolutionsaufrufe gegen die vermeintliche liberale Kulturhegemonie („konservative Revolution“!) und die Auseinandersetzung um die Parteiführung, die auch als Entscheidung über die inhaltliche Ausrichtung der Partei gedeutet wurde – bei der aber die konservativeren Bewerber bekanntlich nicht das Rennen machten.

In seiner Untersuchung der Erschöpfung des Konservatismus unternimmt Thomas Biebricher eine Reise in das politisch-kulturelle Klima der letzten Jahre der alten Bundesrepublik und der Wendezeit und beschreibt die wachsende Orientierungslosigkeit zwischen Neuer Rechter und Neoliberalismus. Auf diese Weise erzählt er – zwischen Ideengeschichte des deutschen Konservatismus und Parteigeschichte der Union changierend – zugleich die Vorgeschichte des Zerfalls unseres klassischen politischen Koordinatensystems, dessen Zeugen wir heute werden.

Thomas Biebricher wurde 2003 in Freiburg mit einer Arbeit über Habermas und Foucault promoviert. Von 2009 bis 2012 leitete er eine Nachwuchsforschungsgruppe zum Thema ‚Krise und normative Ordnung – Variationen des Neoliberalismus und ihre Transformation‘ am Frankfurter Exzellenzcluster ‚Die Herausbildung normativer Ordnungen‘. Nach diversen Lehrstuhlvertretungen ist er dort derzeit als Postdoktorand tätig.

Martin Saar  Dissertation zum Begriff der Genealogie bei Nietzsche und Foucault, Habilitation mit einer Arbeit zur politischen Theorie Spinozas. Vertretungsprofessuren an verschiedenen Universitäten (u.a. Goethe-Universität Frankfurt am Main, Humboldt Universität, Berlin). Von 2014 bis 2016 Professor für Politische Theorie an der Universität Leipzig. Seit 2017 Professur für Sozialphilosophie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main.