Liebe Freundinnen und Freunde der Autorenbuchhandlung,
zwei Wochen vorsichtiges Tasten sind vorbei und wir freuen uns, dass wir unseren Umgang im Laden langsam wieder etwas lockern können:
Kommt und schaut, was es alles an Neuerscheinungen gibt, stöbert ein bisschen oder lasst Euch was empfehlen. Wir haben viel gelesen und viel entdeckt.
Wenn niemand vor dem Laden wartet, könnt Ihr Euch auch gerne Zeit lassen, aber denkt an die Masken und den Abstand von 1,5 Metern.
Unsere Lieferdienst während des Shutdowns hat gut funktioniert. Wir danken für die Unterstützung und beliefern auch weiter diejenigen, die unsere schöne Buchhandlung nicht besuchen können.
Wir freuen uns auf Sie und Euch und sind sehr glücklich, viele unserer Kund*innen die letzten 14 Tage im Laden schon wieder gesehen zu haben: Ohne Euch ist der Laden viel zu leise!
Elizabeth Strout hat die Geschichte von Olive Kitteridge, die sie 2008 in Mit Blick aufs Meer erfunden hat weitererzählt.
Vor gut zehn Jahren hat die amerikanische Autorin Elizabeth Strout einen Roman geschrieben, der im Original Olive Kitteridge heißt (der deutsche Titel war: Mit Blick aufs Meer).
Für das Buch bekam sie den Pulitzer Preis. Olive, eine ebenso
bärbeißige wie sensible Person – strenge Lehrerin, grobe Ehefrau eines
enervierend gutmütigen Mannes und herrische Mutter – war meist Haupt-,
in manchen Kapiteln auch nur Randfigur in dem Episodenroman über sie und
das kleine Städtchen Crosby an der Küste von Maine.
In dem neuen Roman Olive, again, auf Deutsch leider Die langen Abende
begegnen wir der Heldin wieder. Olive ist in der Zwischenzeit Witwe,
genauso schlecht gelaunt wie ehedem. Sie beginnt eine Beziehung mit
einem dickbäuchigen Witwer, einst schlanker Professor in Harvard, der
genau so einsam ist wie sie.
Olive und Jack ziehen mutig zusammen und heiraten. Wenn
sie sich zanken, sehnen sie sich mit fast kindlichem Trotz nach ihren
früheren Partnern. Meist allerdings sind sie zufrieden, ja sogar
glücklich, zusammen zu sein. Aber Strout erzählt hier keine Schmonzette
über Liebe unter Senioren. Vielmehr erzählt sie über die Möglichkeit des
Liebens, wenn wir älter werden. Und die Möglichkeit uns zu ändern –
auch wenn wir alt sind. Olive lernt, eigene Fehler zu sehen, lernt,
weniger garstig zu denken und zu sein – jedenfalls versucht sie es.
Zugleich porträtiert Strout erneut die Kleinstadt Crosby
in Maine. Sie erzählt viele Geschichten von sehr unterschiedlichen
Menschen. Manchmal taucht Olive nur am Rande auf. Strout erzählt von
Kayley, der Achtklässlerin, die putzen geht, um Geld dazu zu verdienen,
und anfängt zu verstehen, was Begehren ist. Sie erzählt von Cindy, die
an Krebs erkrankt ist und deren Mann und Söhne so tun, als hätte sie
eine Grippe. Mit ihr redet Olive auch über das Sterben und den Tod, ohne
sie zu belügen.
Ausgerechnet die ruppige Olive, der viele Leute im
Städtchen aus dem Weg gehen, ist da, wenn Menschen vom Unglück bedroht
werden.
Wenn ich den Roman und seine zentrale Figur Olive
Kitteridge beschreibe, gerät es schnell zu einer pathetischen Rede, und
das ist ziemlich erstaunlich, weil diese Olive eigentlich das Gegenteil
von pathetisch ist: Sie ist ungemein biestig, ohne jede Verbindlichkeit,
sie hat wenig Freundlichkeit, sie sagt, was sie denkt, ohne Rücksicht
auf Benehmen und Verhaltensnormen. Diese Ehrlichkeit ist oft
brüskierend, unfreundlich und gemein. Aber Olive handelt nicht so, weil
sie jemanden verletzen will oder jemand anderen wegen seiner Andersheit
verurteilt. Vielmehr greift sie ein, weil ihr das Handeln und das
Benehmen ihrer Mitbürger*innen auf den Wecker fällt, weil sie die
verschwiegenen Probleme wahrnimmt. Sie formuliert „Wahrheiten“ über
Andere, spricht mit und über Andere, so offen, wie es sich nicht gehört.
Olive ist unangepasst in ihrer kleinen Welt, in dem engen und
verlogenen Kosmos einer Kleinstadt, weil sie so ist, nicht weil sie
damit etwas anderes zeigen will. Olive Kitteridge ist eine
unsympathische Heldin, die liebenswert ist. Und das ist die großartige
Leistung von Elizabeth Strout.
Dieser Roman macht froh und ist tröstend, während er gleichzeitig ohne Beschönigung die Schrecken des Miteinanders erzählt.
Barbara Determann, Autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt
wir bedanken uns für Ihre Unterstützung und große Solidarität der
vergangenen Wochen!
Ab Montag halten wir es mit Christoph Meckel: Ein Tür aus Glas, weit offen – für Sie!
Unter Berücksichtigung der empfohlenen Hygienemaßnahmen freuen wir uns, unseren Laden wieder öffnen zu dürfen.
Das bedeutet im Einzelnen:
Zu unseren üblichen Ladenöffnungszeiten (Mo-Fr 9-19.00h, Sa 9-15.00h) können Bücher bei uns gekauft, bestellt und abgeholt werden.
Sie können aber natürlich auch weiterhin per E-Mail und Telefon oder überkommbuch.com bestellen.
Um ausreichend Abstand zu gewährleisten, bitten wir darum, die Buchhandlung einzeln zu betreten.
Wenn Sie einen Mundschutz haben, tragen Sie ihn gerne, wenn Sie in den Laden kommen.
Wir bevorzugen zurzeit eine elektronische Zahlung, bar geht aber auch.
Ausführliches Stöbern im Laden geht leider noch nicht. Hier müssen wir uns alle noch etwas in Geduld üben. Damit wir Sie und Sie uns aber endlich wiedersehen, haben wir uns ein hübsches Buchhändler*innen-Terrarium zugelegt!
Manno
– und A Mänafa Mitleid. Die Kindheit ist die Zeit, in der man sehr
vieles zum ersten Mal macht. Die Zeit, in der man beginnt, Dinge zu
verstehen, dann auch zu durchschauen. Das geht einher mit Erfahrungen.
Solche Erfahrungen stellen sich oft mit bestimmten Ereignissen ein – und
die sind nicht immer angenehm. Das merkt man selbst Jahre später, wenn
man meist lächelnd davon erzählt. In Manno geht es um diese
Ereignisse, ihre immense Größe aus Sicht der Betroffenen und das Lachen
aus unserer heutigen Sicht. Das ist keine Schadenfreude (obwohl Anke
Kuhl zusammen mit ihrem Mann Martin auch darüber ein schönes Buch
geschrieben hat), sondern ein ganz grundlegendes Mitfühlen.
In Manno erinnert sich Anke Kuhl an ihre
Kindheit in den 70ern. Badezimmer sind grün gefliest, die Hosen des
Vaters haben Schlag, und die Frisur der Mutter ist erschaffen aus
Lockenwicklern und Trockenhaube. Im Mittelpunkt der Episoden stehen Anke
und ihre Schwester Eva. Sie lieben ihre Eltern und sie lieben Openom,
das sind Opa und Oma, „sie gehören so sehr zusammen, dass wir ihnen
einen gemeinsamen Namen gegeben haben“. Es ist eine Kindheit voller
Dramen. Mal ist es ein aggressives Karnickel, dass dem Hasenvater die
Nase abbeißt, dann ein falsch aufgenähtes Freischwimmerabzeichen, der
Streit der Eltern genau so wie die Explosion der Sonne und diese
Schwester, die ihr Eis immer viel schneller isst und dann das eigene
bedroht. In einer kleinen Geschichte, ganz am Ende, hören die Mädchen
mit dem Vater im Auto einen Schlager, in dem der „Schöne Schmerz“
besungen wird – so kann man es auch sagen. So viel Drama, so viel Liebe
ist in dieser Kindheit. Keinen Zweifel lässt die Autorin daran, dass es
die schönste, die geborgenste Kindheit ist, die man sich nur vorstellen
kann.
Anke Kuhl ist für ihre Kinderbücher bekannt. Zum zweiten
Mal (nach „Lehmriese lebt“) erzählt die Frankfurter Künstlerin nun ihre
Geschichte in der Form eines Comics. Das ist eine sehr glückliche
Entscheidung. Es erlaubt ihr die perfekte Variation des Tempos, Gedanken
über das Ende des Universums werden im Bett gedacht, da geht es um
Statik, Schutz, Dunkelheit. Aber das Gefecht um die Lieblingsunterhose,
das zwischen den beiden Schwestern mit zwei Klobürsten ausgetragen wird,
braucht Raum und Dynamik. Die Texte besitzen das gleiche, genaue
Timing, manchmal geht es auch ohne Worte, zum Beispiel beim alltäglichen
Drama um eine rutschende Strumpfhose. Die aquarellierten Zeichnungen
schließlich sind unübertroffen. Der „Mänafa Mitleid“ kommt direkt aus
einem ABBA Song. „Gimme Gimme Gimme“ in der
lautmalerischen Sprache der Kinder nachzulesen, ist schon sehr lustig –
die Choreografie, die die Schwestern hier mit zwei Freundinnen dazu
erfinden, treibt einem die Tränen des Glücks in die Augen.
Manno ist ein Buch für alle, und man braucht es so sehr wie eine gute Kindheit.
Die Sprache, in der wir aufwachsen, formt unser Denken,
bestimmt, was wir benennen können, gibt vor, welche Gefühle wir
ausdrücken und welche Lebensbereiche kulturell relevant sind, denn nur
dann werden in einer Sprache dafür überhaupt Ausdrucksmöglichkeiten
geschaffen. Wir sehen nicht, wir fühlen und wissen nicht, was alles
außerhalb unseres Denkrahmens denkbar wäre.
Mit Sprache und Sein stellt uns Kübra Gümüşay
den Blick der Mehrsprachigen zur Verfügung. Sie ist eine Autorin, die
nicht nur zwischen Lyrik und Prosa wechselt, sondern sich nach ihrer
Muttersprache, dem Türkischen, auch das Deutsche und Englische so zu
eigen gemacht hat, dass sie darin all das zum Ausdruck bringen kann, was
ihr wichtig ist. Die Erfahrung, dass sich manche Begriffe nicht
übersetzen lassen, weil weder Wörterbücher noch Online-Übersetzer
Bedeutungen und semantische Feinheiten abbilden können, haben vermutlich
die meisten von uns schon mal gemacht. Und dass ein Wort nur selten ein
Wort ohne unscharfe Randbereiche ist, in dem sich durch Kontext oder
Betonung Untertöne mit transportieren lassen, wissen wir nicht erst,
seitdem wir auch gesellschaftlich wieder über die Verrohung und
Entgrenzung von Sprache diskutieren müssen.
Kübra Gümüşay denkt über Sprache und Sprechen nach,
wendet sich aber auch dem Sagbaren zu, also Themen, die aus einer
tabuisierten Grauzone des Unausgesprochenen langsam ans Licht kommen
„Das Internet hat neue Perspektiven aus der Stille zur Sprache
gebracht.“ Digitale Diskursräume ermöglichen es Betroffenen, überhaupt
Worte zu finden, zum Beispiel für sexualisierte Gewalt im Rahmen der
#MeToo-Bewegung. Dass Harvey Weinstein in der vergangenen Woche zu 23
Jahren Haft verurteilt wurde, ist auch als Sieg der Sprache zu sehen,
des Ausgesprochenen über das Schweigen. Zeitgleich müssen wir uns mit
einer Enthemmung und Entgrenzung der Sprache auseinandersetzen, also dem
Gegenteil des reflektierten Schweigens. Das Totschlagargument
rechtsgerichteter und fremdenfeindlicher Gesprächspartner ist häufig,
„man könne hier ja nicht mal seine Meinung offen äußern“, wenn es um
eine vermeintliche Bedrohung durch unterschiedliche Kulturen oder
Religionen geht. Michel Friedman sagte hierzu in einem Radio-Interview
kurz nach dem Anschlag in Hanau, dass die gesellschaftliche
Vereinbarung, nicht alles und sofort auszusprechen, was uns durch den
Kopf geht, einen wichtigen Namen trägt, nämlich: Zivilisation. Es gilt
heute also mehr denn je, umsichtig abzuwägen, in welchen Bereichen zu
viel und in welchen zu wenig gesagt wird.
In Sprache und Sein schult die Autorin darüber
hinaus unsere Wahrnehmung der Ent-Individualisierung von Mitmenschen
anderer Herkunft. Sie trägt Beispiele aus eigener Erfahrung und denen
anderer kulturell oder politisch aktiver Musliminnen dafür zusammen, wie
stark sie als „Kopftuchträgerin“ oder als junge Frau mit
Migrationshintergrund wahrgenommen werden und wie selten als Person.
Journalist*innen befragen sie als muslimische Frau, anhand derer zu
verstehen versucht wird, wie alle anderen funktionieren. „Und jedes
Exemplar der Spezies Muslim*innen ist wie das andere. Ob jung, alt,
queer, weiß, schwarz, of Color, mit oder ohne Behinderung, geflüchtet,
Arbeiter*innen, Akademiker*innen – sie alle werden ihrer Stimme und
Sichtbarkeit beraubt.“
Unsere kultur- und sprachbedingte Klassifizierung der
Welt in Schubladen und Stereotype gilt es wahrzunehmen, aufzubrechen und
bestenfalls abzulegen. Kübra Gümüşay veröffentlicht hierzu nicht nur
regelmäßig Kolumnen (https://kubragumusay.com/kolumnen/), sondern hat
mit wachem und kenntnisreichen Blick ein wichtiges und unbedingt
lesenswertes Buch geschrieben!
Was ist nicht schon alles über Ali Smiths Roman Herbst
gesagt worden: Er sei ein Brexit-Roman, ein Roman über die
Pop-Künstlerin Pauline Boty, über die Profumo-Affäre und Christine
Keeler. Aber Ali Smiths Herbst ist vor allem eines: Ein
unglaublich gut geschriebener Roman, der uns vor Augen führt, warum wir
die Literatur so sehr lieben. Nicht, weil sie uns Fakten liefert, nicht,
weil sie uns nochmals abbildet, was wir in der sogenannten Wirklichkeit
bereits erlebt und vielleicht auch schon wieder vergessen haben,
sondern weil sie die unangefochtene Künstlerin der Fiktion ist, weil sie
fabulieren kann, weil sie eine phantastische Künstlerin ist. Gerade
noch tot am Ufer angeschwemmt, rennt Daniel Gluck wie ein junger Gott
ins Gebüsch und versteckt sich zwischen den Blättern, ist selbst
entzückt und beglückt, auf einmal wieder ein Knabe zu sein (diese
„hübschen, jungen Füße“), ein andermal steckt er in einer schottischen
Kiefer fest und ist auch darüber beglückt, es hätte ja auch eine
Zwergkonifere sein können. Aber wer ist jetzt Daniel Gluck?
Wer will, der kann die Geschichte also auch so lesen:
Elisabeth Demand, eine Kunsthistorikerin mit Lehrauftrag um die 30,
besucht ihren ehemaligen Nachbarn und Freund, den knapp 100-jährigen
Daniel Gluck, im Krankenhaus. Wann immer sie ihn besucht, schläft er.
Daniel wird für Elisabeth nicht mehr aufwachen. Er schwebt zwischen
Leben und Tod. Und von diesem Punkt an bekommen wir die ungewöhnliche
Freundschaft der beiden erzählt. Elizabeth Demand ist 9 Jahre alt, als
ihre Mutter den 80-jährigen Nachbarn Daniel Gluck fragt, ob er auf ihre
kleine Tochter aufpassen kann. Aber Elisabeth geht bald auch gerne zu
ihm, wenn die Mutter zu Hause ist. Denn anders als ihre alleinerziehende
Mutter hat er Zeit, ihr die Welt zu zeigen, und das heißt bei Mr.
Gluck: die Welt zu sehen, zu hinterfragen, was man sieht, es nochmals zu
wenden und anders zu sehen, nochmals neu zu erzählen. Als die beiden
einmal Spazieren gehen, erfinden sie ein neues Spiel, Bagatelle, in dem
es ums Geschichtenerfinden geht: „Wer sind die handelnden Personen? …
Ein Mann mit einer Waffe, sagte Elisabeth. Okay, sagte Daniel. Ich
entscheide mich für jemanden, der in Gestalt eines Baumes auftritt.
Eines was?, sagte Elisabeth. Auf keinen Fall. Sie müssen so was sagen
wie noch ein Mann mit noch einer Waffe. Warum muss ich?, sagte Daniel.“
Mitten in der Konjunktur der Memoireliteratur, des
autofiktionalen Schreibens, das mit dieser Volte natürlich die
Authentizität zwar steigert, aber ohne sich ihrerseits tatsächlich aus
dem Reich der Fiktionen zu verabschieden, ist es ein beinahe unbändiger
Genuss sich der Literatur von Ali Smith hinzugeben.
Mit unglaublicher Leichtigkeit beschreibt die Schottin Smith unser
reales Leben zwischen Pflegeheim und absurden Behördengängen, drohender
Arbeitslosigkeit und Verzweiflung, aufkeimendem Nationalismus und
Hassparolen. Aber die Literatur erscheint als realer Ausweg oder besser
gesagt: Umweg in einen Denkraum hinein, in ein Reich des Denkbaren, aus
dem der Weg schnurstracks zurück in die Realität führt. Dabei erzählt
Smith mit so viel klugem Humor, dass man das Buch gleich ein zweites Mal
lesen möchte. Aber es folgen ja bald noch Winter, Frühling und Sommer, auf Englisch längst schon erschienen.
Wir nehmen Ihre Bestellungen online oder per Telefon entgegen und liefern zweimal täglich zu Ihnen nach Hause.
Liebe Kundinnen, liebe Kunden,
wir freuen uns sehr über Ihre zahlreichen Bestellungen, Ihren Zuspruch und Ihre Ermutigungen – wir sind überwältigt!
Ihre Bestellungen nehmen wir auch weiterhin online oder per Telefon entgegen und liefern zweimal täglich zu Ihnen nach Hause. Um jedoch den veränderten Abläufen gerecht werden zu können, müssen wir unsere telefonische Erreichbarkeit vorerst auf die Zeit von 10.00 bis 18.00 Uhr(samstags 10.00 bis 14.00 Uhr) beschränken.
Das persönliche Gespräch lässt sich natürlich nicht ersetzen! Wir versorgen Sie aber in den kommenden Tag ausnahmsweise mit zusätzlichen Empfehlungen per Mail, neuen Büchern in unseren Fenstern und auf facebook mit kleinen Einblicken in unsere Arbeit hinter den Kulissen.
Wir beliefern Sie weiterhin zu Hause mit dem Fahrrad wenn Sie
in erreichbarer Nähe wohnen. Da uns durch die direkte Belieferung zusätzliche
Kosten entstehen, bitten wir Sie um Verständnis für die Erhebung einer kleinen
Gebühr von € 1,50. Wohnen sie in entfernteren Stadtteilen, schicken wir
Ihnen die Bücher gerne per Post mit den üblichen Versandkosten.
Entsprechend der hygienischen Empfehlungen, erfolgt die
Bezahlung natürlich bargeldlos: Sie bekommen eine Rechnung und bezahlen dann
per Überweisung.
Diskussion mit dem Autor Till van Rahden und Heinz Drügh
Di., 10.3.2020 um 20 Uhr
Ist die Demokratie in der Krise? Bewegt sie sich gar
auf ihr Ende zu? Wie können wir uns gegen die vielen schockierenden Angriffe
auf sie wehren? Das fragen wir uns nicht erst seit Halle, Hanau und Erfurt.
Die liberale Demokratie, deren Fragilität uns in den letzten Tagen wieder bewusst geworden ist, galt uns zu lange als selbstverständlich. Das ist die Grundthese von Till van Rahdens Essay. Demokratie erschöpft sich nicht mit dem Gang zur Wahlurne oder in Parlamentsdebatten, nicht in Leitartikeln oder Talkshows. Demokratie ist keine bloße Herrschaftsform (die ihrerseits von der Radikalen Demokratietheorie angegriffen wird), sie ist, behauptet van Rahden, vor allem eine Lebensform: Demokratie gründet sich auf bestimmten Umgangsformen, einem Ethos des Zusammenlebens in der sinnlichen Alltagserfahrung von Freiheit und Gleichheit, Solidarität und Streit. Wollen wir mehr sein als unbeholfene Demokraten, müssen wir die Umgangsformen pflegen, die Streitkultur stärken und die öffentlichen Räume ausbauen, die es uns gerade im Alltag ermöglichen, Gleichheit wie Freiheit zu erleben und in der Begegnung mit dem Fremden demokratische Tugenden einzuüben.
Mit Blick auf die Geschichte der
Bundesrepublik macht van Rahden deutlich, dass sich Demokratie an ihrer Praxis
messen lassen muss. Demokratie. Eine gefährdete Lebensform zählt „zu den
besten Büchern des Monats“ (Perlentaucher).
Till van
Rahden ist Historiker und lehrt Deutschland- und
Europastudien an der Université de Montréal/Kanada.
Heinz Drügh lehrt Literaturwissenschaften und Ästhetik an der Goethe Universität
Frankfurt.
Diskussion und Buchvorstellung mit den
HerausgeberInnen und Dirk Jörke
Do., 20.2.2020 um 20 Uhr
Ist die Demokratie in der Krise? Bewegt sie sich gar auf ihr Ende zu? Nicht erst seit der Regierungsbildung in Thüringen müssen wir uns diesen Fragen dringend stellen.
Folgt man Radikalen Demokratietheorien, dann haben wir es nicht mit einer Erschöpfung, sondern mit einer Krise liberaler, repräsentativer Demokratien zu tun: Liberale Demokratien seien nie demokratisch genug gewesen. Erstmals liefert das Suhrkamp-Handbuch einen umfassenden Überblick zu diesen Radikalen Demokratietheorien und zeigt zugleich, dass es mit deren Hilfe möglich ist, rechtspopulistischen Parteien und ihrer perfiden Inanspruch-nahme demokratischer Vokabeln etwas entgegenzusetzen. Bewegungen wie Podemos in Spanien oder Syriza in Griechenland berufen sich auf diese Positionen und fordern gleich-zeitig eine breite, dezentralisierte, jenseits von Wahlen stattfindende Partizipation der BürgerInnen. Ist der Ausgangspunkt von Radikalen Demokratietheorien, in den vielen Widerstandsbewegungen (Frieden, Sexualität, Ökologie etc.) die Wurzel von Demokratie zu sehen, eine Stärke oder Schwäche?
Dagmar Comtesse, Post Doc am Exzellenzcluster „Normative Ordnungen“
der Goethe-Universität, forscht aktuell am Deutschen Historischen Institut in
Paris mit den Forschungsschwerpunkten politische Philosophie und französische
Aufklärungsphilosophie.
Oliver Flügel-Martinsen, Prof. Dr., lehrt Politische Theorie und
Ideengeschichte an der Universität Bielefeld. Jüngste Buchveröffentlichung: Radikale Demokratietheorien zur Einführung,
Hamburg: Junius 2020 (im Erscheinen).
Dirk Jörke ist Professor für Politische Theorie und
Ideengeschichte an der TU Darmstadt. Kürzlich ist von ihm Die Größe der Demokratie bei Suhrkamp erschienen (2019).
Franziska Martinsen, PD Dr., Leibniz Universität Hannover, forscht
derzeit am Käte Hamburger Kolleg „Recht als Kultur“, Bonn. Jüngste
Buchveröffentlichung: Grenzen der
Menschenrechte. Bielefeld: Transcript 2019.
Martin Nonhoff ist Professor für Politische Theorie
an der Universität Bremen. Er arbeitet unter anderem zur radikalen
Demokratietheorie, zu Hegemonie- und Diskurstheorie sowie zu Methoden der
Diskursanalyse.
Demokratie in der Krise II, 10.3.2020:
Demokratie: Eine gefährdete Lebensform mit Till van Rahden und Heinz Drügh