Gerd Koenen im Gespräch mit Tom Koenigs
Von allen revolutionären Mythen des roten Weltzeitalters hat nur die Figur des Che überlebt – schön wie am letzten Tag. Dabei ist die eindimensionale Ikone, die man aus ihm gemacht hat und die inzwischen zum Accessoire eines beliebigen radical chic geworden ist, ungleich langweiliger als die reale historische Figur.
Gerd Koenen hat nicht nur eine Doppel-Biographie des Ernesto „Che“ Guevara,und seiner (ost)deutschen Undercoveragentin Tamara Bunke („Tania“) geschrieben, sondern zugleich eine kurze Geschichte der kubanischen Revolution und ihres Líders Fidel Castro. „Traumpfade der Weltrevolution“ beschreibt die Zeit der antikolonialen Befreiungsbewegungen, der atomaren Konfrontation zwischen Ost und West während der »Kubakrise«, der Spaltung der kommunistischen Weltbewegung zwischen dem Sowjetblock und China. In diesem globalen Kontext stand das apokalyptische Weltkriegsunternehmen Guevaras (»Schafft zwei, drei, viele Vietnams«), das 1968 zum Fixstern einer westlichen Neuen Linken wurde.
© Maciej Rusinek
Gerd Koenen hat Geschichte und Politik studiert und dabei vom SDS 1967 bis zu den maoistischen Zirkeln und Parteiinitiativen der 70er Jahre das volle Programm des linksradikalen Aktivismus absolviert. Später hat er als Verlagslektor, Zeitschriftenredakteur, Journalist, wissenschaftlicher Mitarbeiter Lew Kopelews sowie als freier Schriftsteller gearbeitet. Seit April 2008 ist Gerd Koenen Fellow am FRIAS (Freiburg Institute for Advanced Studies – School of History).
Tom Koenigs studierte Betriebswirtschaft, war »Revolutionärer Kämpfer«, er schenkte 1973 sein Erbe dem Vietcong und chilenischen Widerstandskämpfern. Er kennt Lateinamerika (Chile, Nicaragua,Kolumbien), ist Grünen-Politiker und war der erste Grüne Stadtkämmerer in Frankfurt. Später war er für die Vereinten Nationen im Kosovo, in Guatemala und Afghanistan.