Im Kampf gegen Nazideutschland. Die Berichte der Frankfurter Schule für den amerikanischen Geheimdienst 1943–1949

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Campus Verlag, 39,95 €

Hubertus Buchstein im Gespräch mit Christine Pries

Mittwoch, 13. Juli 2016, 20 Uhr

Prismen – Institut für Sozialforschung bei Marx & Co

Franz Neumann, Herbert Marcuse und Otto Kirchheimer, vom Nationalsozialismus zur Flucht gezwungen, stießen im Exil zum Institut für Sozialforschung, das seit 1934 in einem Gebäude der New Yorker Columbia University Asyl gefunden hatte. 1943 traten die drei so unterschiedlichen Gelehrten in den Dienst des Office of Strategic Services (OSS) ein, des Vorläufers der CIA.

In der Mitteleuropa-Sektion der Forschungs- und Analyseabteilung des OSS verfassten sie Berichte über das soziale, politische und ökonomische Leben in der NS-Diktatur, über Hitlers Kriegsstrategien und die Rolle des Antisemitismus in Nazideutschland. Entstanden sind hellsichtige Analysen, die sich zu einem komplexen Bild der neuartigen totalitären Herrschaftsordnung fügen. Darüber hinaus entwickeln die drei Mitarbeiter Pläne für den Wiederaufbau einer demokratischen und sozialistischen Gesellschaft nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs, und sie erkunden die juristischen Möglichkeiten, die für den nationalsozialistischen Terror Verantwortlichen strafrechtlich zu verfolgen.

Obgleich die ursprünglich anonymen Texte seit 40 Jahren zugänglich sind, wurden die Verfasser der meisten Berichte erst jetzt identifiziert. Im Frühjahr dieses Jahres sind die vom Historiker Raffaele Laudani edierten Dokumente in der Übersetzung von Christine Pries in der Schriftenreihe des IfS erschienen. Christine Pries moderiert das Gespräch mit dem Politikwissenschaftler Hubertus Buchstein.

Hubertus Buchstein, Dr. phil., ist Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Ernst Moritz Arndt Universität Greifswald. Er leitet die Edition der Gesammelten Schriften von Otto Kirchheimer. Hubertus Buchstein ist Verfasser u. a. von Demokratie und Lotterie. Das Los als politisches Entscheidungsinstrument von der Antike bis zur EU. Frankfurt a. M. / New York, Campus 2009. Jüngst ist von ihm erschienen Typen moderner Demokratietheorien – Überblick und Sortierungsvorschlag. Wiesbaden 2016, Springer VS, 9,99 €

Christine Pries, Dr. phil., ist Philosophin, Publizistin und Übersetzerin. Für ihre Übersetzung von Luc Boltanskis Rätsel und Komplotte – Kriminalliteratur, Paranoia, moderne Gesellschaft wurde sie 2013 mit dem Raymond-Aron-Preis ausgezeichnet.