Fortschritt. Zur Erneuerung einer Idee

Campus Verlag 24,95 €

Peter Wagner im Gespräch mit Axel Honneth

Montag, 4. Juni 2018, 20 Uhr

Prismen – Institut für Sozialforschung bei Marx & Co

Peter Wagners Essay Fortschritt greift ein in eine Situation des Zukunftspessimismus und der gesellschaftlichen Orientierungslosigkeit. Er erinnert an die Erwartung der beginnenden Moderne, mit der Freisetzung der Vernunft aus Bevormundung und Willkür seien die Bedingungen geschaffen für kontinuierliche Fortschritte in allen Bereichen des menschlichen Lebens. Diese Idee eines allgemeinen historischen Fortschritts der Menschheit ist uns gründlich abhandengekommen. Während die einen der Meinung sind, mit der Herausbildung der liberalen Demokratie habe sich das Versprechen des menschheitlichen Fortschritts im Grunde erfüllt, blicken andere auf drohende ökologische Katastrophen sowie das Fortbestehen von Krieg und Gewalt, Armut und Ungleichheit, Ausbeutung und Unterdrückung. Wenn es überhaupt noch so etwas wie Fortschritt geben könne, dann liege er in der Vermeidung von Rückschritten. Peter Wagner plädiert nicht für eine Rückkehr zur geschichtsphilosophisch aufgeladenen Fortschrittsidee des 18. und 19. Jahrhunderts. Nicht nur realhistorische Erfahrungen haben sie unwiderruflich diskreditiert, sondern auch die ihr inhärente raumzeitliche Hierarchie zwischen denen, die als fortschrittlich gelten, und jenen, die als überholt oder rückständig und modernisierungsbedürftig dastehen. Vielmehr greift Wagner die postkolonialen, rassismuskritischen und feministischen Einwände gegen das Fortschrittsnarrativ auf und fragt, ob und wie sich aus der Analyse vergangener und gegenwärtiger sozialer Kämpfe Elemente eines ermutigenden Begriffs von Fortschritt rekonstruieren lassen, der unser Handeln erneut motivieren und aus der Sackgasse vermeintlicher Alternativlosigkeit herausführen könnte.

 

Peter Wagner ist ICREA Forschungsprofessor am Institut für Soziologie an der Universität von Barcelona; am Institut für Sozialforschung ist er Mitglied des Internationalen Wissenschaftlichen Beirats. Zu seinen Buchveröffentlichungen zählen: Soziologie der Moderne. Freiheit und Disziplin (Frankfurt a. M. und New York: Campus 1995); Moderne als Erfahrung und Interpretation. Eine neue Soziologie zur Moderne (Konstanz: UVK 2009); (zusammen mit Bo Stråth) European Modernity. A Global Approach (London: Bloomsbury Academic 2017).

Axel Honneth ist Direktor des Instituts für Sozialforschung und Jack C. Weinstein Professor of the Humanities an der Columbia University, New York. Er ist Autor von Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte (Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1992); Das Recht der Freiheit. Grundriß einer demokratischen Sittlichkeit (Berlin: Suhrkamp 2011); Die Idee des Sozialismus. Versuch einer Aktualisierung (Berlin: Suhrkamp 2015).

 

Peter Wagners Buch Fortschritt. Zur Erneuerung einer Idee ist 2018 in der Schriftenreihe des IfS »Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialphilosophie« beim Campus Verlag erschienen.