Stefanie Hürtgen und Stephan Voswinkel „Arbeit und Leben in prekären Zeiten“

Montag, 9. Februar 2015, 20 Uhr

Auftakt der Veranstaltungsreihe: Prismen – Institut für Sozialforschung bei Marx & Co

Die Krise der sozialen Mitte ist in aller Munde. Ist auch die »Arbeitnehmermitte« verunsichert darüber, ob ihr sozialer Abstieg droht? Wie gehen relativ »normal«, sicher und zumindest halbwegs gut verdienende Beschäftigte mit Krisen- und Prekarisierungserfahrungen um? Werden Ansprüche an Arbeit und Lebensgestaltung zurückgenommen oder aufgegeben? Die von Stefanie Hürtgen und Stephan Voswinkel am Institut für Sozialforschung durchgeführte qualitativ-empirische Untersuchung zeigt auf den ersten Blick keinerlei Defensive bei Angehörigen der »Arbeitnehmermitte«. Ansprüche an Sicherheit, Einkommen, Anerkennung und Kollegialität gelten weiterhin als normal. Arbeit, so wird typischerweise argumentiert, soll »menschlich«, »sozial« und inhaltlich sinnvoll sein; außerhalb der Arbeit soll man ein erfülltes und gutes Leben führen können. Arbeit und Leben sollen gestaltbar sein. Auf den zweiten Blick allerdings zeigt sich dann doch große Verunsicherung: darüber, ob solche Vorstellungen überhaupt noch eine allgemeine gesellschaftliche Norm darstellen und man sie in Betrieb und Gesellschaft also auch als etwas Normales reklamieren kann.

Stefanie Hürtgen, Dr. rer. pol., ist Sozialwissenschaftlerin am Institut für Sozialforschung und Dozentin an der Hochschule Luzern (Schweiz). Sie studierte an der Freien Universität Berlin und forscht und lehrt zu Veränderungen von Arbeit im Kontext von Europäisierung und Globalisierung. Hierzu gehören Fragen der Transnationalisierung von Produktion, der (länderübergreifenden) Prekarisierung und Fragmentierung von Arbeit, aber auch Prozesse der aktiven Selbstkonstitution der Beteiligten als (arbeitende) Subjekte.

Stephan Voswinkel, PD Dr. disc. pol., ist Soziologe am Institut für Sozialforschung und Privatdozent am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Goethe-Universität. Er studierte an den Universitäten Marburg und Göttingen und veröffentlichte 2001 seine Habilitation. Eine Vielzahl an empirischen Forschungsprojekten in der Arbeits-, Arbeitsmarkt- und Organisationssoziologie hat er am SOFI Göttingen, an den Universitäten Göttingen, Marburg und Duisburg durchgeführt, bevor er seine Forschungstätigkeit seit 2001 am IfS fortsetzte. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählen die Soziologie der Anerkennung, prekäre Beschäftigung, Ansprüche an Arbeit und psychosoziale Gefährdungen in der Arbeit.

Die Ergebnisse des Projekts, das Stefanie Hürtgen und Stephan Voswinkel präsentieren und zur Diskussion stellen, sind kürzlich als Buch erschienen:

huertgen
Nichtnormale Normalität? Anspruchslogiken aus der Arbeitnehmermitte. Berlin: edition sigma 2014